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Singen als Allheilmittel

Walter Pfohl über die Bedeutung der Stimme in der Kommunikation

Leider ist die Stimme ein vernachlässigtes Organ, wie Walter Pfohl, der als Ministerialrat mitverantwortlich für Schulmusik und Laienmusik-Förderung in Baden-Württemberg war, am Donnerstagabend beim Vortrag im TOCCARION vor über hundert Lehrpersonen und interessierten Gästen erklärte. Während Kinder für ihre ersten kreativen Gehversuche mit Stift und Papier überschwänglich gelobt werden, werde eine schöne Sing- oder Sprechstimme selten mit Anerkennung belohnt. Dies führe dazu, dass viele Kinder gar nicht mehr die Gelegenheit bekommen, ihre eigene Stimme zu entdecken und zu entfalten. Zusätzlich sorge die Verlagerung der Kommunikation ins Visuelle u.a. über die sogenannten sozialen Medien dafür, dass die Bedeutung der Stimme unterschätzt und verkannt werde. Dabei entscheide doch viel mehr das „Wie“ als das „Was“ darüber, welche Botschaft am Ende beim Gegenüber ankommt.
Diese Verkümmerung der Kinderstimmen lässt sich über einen langen Zeitraum messen. Kinder können heute einen Ton weniger lange halten, ihre Stimmen sind immer weniger farbig als noch in den fünfziger und sechziger Jahren. Wegen dieses Unvermögens, sich in aller Komplexität auch emotional auszudrücken, sei es kein Wunder, dass infolge des gegenseitigen Unverständnisses Konflikte entstünden. Auch Erwachsene seien betroffen. Die Angst von Lehrpersonen, dass die Stimme versagt, übe psychischen Druck aus, der sich wiederum negativ auf die Stimme auswirke. Dabei sei diesem Problem leicht Abhilfe zu schaffen: Mindestens 20 Minuten am Tag solle ein jeder von uns singen, um die Stimme gesund zu halten und in ihrer Ausdrucksvielfalt zu trainieren – ein Grundsatz, den wir im TOCCARION längst verinnerlicht haben.
Mehr dazu ist nachzuhören im Interview mit Baden TV.