Flüchtlinge spielen im TOCCARION

Die Freizeit mit anregenden Aktivitäten nutzen
– dies fällt schon einheimischen Eltern nicht immer leicht. Für die Flüchtlinge im Baden-Badener Vincentius-Haus, die dort mit ihren Kindern auf engem Raum wohnen und noch ohne hinreichende Sprachkenntnisse für Unternehmungen in die Umgebung sind, stellt sich diese Aufgabe als besonders schwierig da. Um eine musikalische Anregung zu setzten, lud die Sigmund Kiener Stiftung deshalb jetzt eine Gruppe von Kindern ins TOCCARION – die unglaubliche Kinder-Musik-Welt. Hier konnten sie im Rahmen einer Führung spielerisch die Welt der Musik und der Instrumente erforschen.

Die kleine Schar von zwölf Kindern im Alter von drei bis 13 Jahren wurde von einigen Müttern und drei ehrenamtlichen Helferinnen begleitet. Ein jugendlicher Flüchtling aus Gambia war ebenfalls mit dabei – denn jeder Kontakt sei dem Deutschlernen hilfreich. Sprachkenntnisse waren nur wenig vorhanden, denn zum Teil waren die Flüchtlinge erst vor wenigen Wochen aus Syrien, dem Irak oder Nigeria nach Baden-Baden gekommen. Die Lotsin im TOCCARION stellte sich ganz auf ihr besonderes Publikum ein und ließ Erklärungen über Instrumentenfamilien und physische Zusammenhänge der Stimm- und Tonbildung einfach weg. Da kam zum Vorschein, wie intuitiv die Stationen des TOCCARION Musik und Klangbildung dem Mitmachenden anschaulich – ja hörend erfahrbar machen. Besonderen Spaß hatten alle an den stimmenverzerrenden Mikrofonen – in die die Kinder tatsächlich schon aus Nikolaus- und Weihnachtsliedern sangen. Beim Tanzspiel nach Lichtern und Rhythmus im „Discoraum“ waren alle engagiert dabei. Besondere Aufmerksamkeit fand die Station der Musiksteine, wo zuvor selbst bespielte und besprochene Steine von einem „Radar“ zum Klingen gebracht werden.

Höhepunkt einer jeden Führung im TOCCARION aber ist die Möglichkeit, die Orchesterinstrumente selbst auszuprobieren – für Eltern und Kinder gibt es da viel zu entdecken. Die dreizehnjährige Bayan brachte jedes Blechblasinstrument zum Klingen und entlockte selbst der schwierigen Klarinette erstaunliche Töne. Seun aus Nigeria wählte die Trompete und sah mit seinen sechs Jahren aus, als wolle er Profi werden. Das Schlagzeug wurde konzentriert und gekonnt vom wenig älteren Mohamed in Szene gesetzt. War es Zufall oder nicht, die jüngeren Mädchen waren von den Geigen gar nicht mehr wegzubekommen, eine fünfjährige verschmolz fast mit dem Cello.

Viel Fröhlichkeit und Lachen erklang bei der letzten Station, dem virtuellen Orchester. Hier gab es eine Notenjagd, ein Instrumenten-Quiz und man konnte sogar ein ganzes (virtuelles) Orchester dirigieren. Alle hatten sicht- und hörbar Spaß an ihrem Ausflug ins TOCCARION. Auch die Mütter hatten Vergnügen am lustigen Musizieren und beobachteten die offensichtlichen Fähigkeiten ihrer Kinder mit Stolz. Bleibt zu wünschen, dass diese Talente im Zuge der Eingewöhnung und des Spracherwerbs ebenfalls Förderung erfahren können….