Teil 1: Es klingelt und klappert im Mäusebau
*WUSCH, KLINGELINGELING, KLIPP KLAPP, BADUMM ZZZZZ*
Tocci blinzelt müde und seufzt tief. Als sie sich aufsetzt und umschaut, bietet sich ihr dasselbe Bild wie immer: um sie herum überall friedlich schlafende Mäuschen, deren Schnurrhaare von ihrem leisen Schnarchen sanft auf und ab wippen. Herzhaft muss Tocci gähnen. Seit sie vor ein paar Wochen hierhergezogen sind, muss sie das leider sehr oft! Denn obwohl es hier sehr gemütlich ist, kann sie sich einfach nicht an die Geräusche gewöhnen, die fast täglich in der Mäusehöhle erklingen.
Zu Beginn hatten alle Mäuse ziemliche Angst als sie die Laute hörten: Klingeln, Klappern, Fiepen und volle, vibrierende Klänge fluteten den Mäusebau tagtäglich aufs Neue. Natürlich hatten sich die Mäuse sofort überlegt, den Bau aufzugeben und sich eine neue Bleibe zu suchen. Aber als die anderen Mäuse merkten, dass die Geräusche zwar ungewohnt, aber nicht gefährlich waren, wollten sie bleiben. Tocci kann es ja verstehen… einen Mäusebau zu errichten ist ganz schön viel Arbeit! Außerdem sind die Klänge trotz allem viel interessanter und angenehmer, als in ihrem letzten Mäusebau. Dort war von den großen Menschenwesen eine Baustelle errichtet worden und das Klopfen, Hämmern und Poltern war einfach unerträglich für ihre Mäuseohren gewesen! Hier im neuen Bau hatte alles gepasst: keine Katzen waren in der Nähe, es war schön warm und sie musste zugeben, dass ihr Bett aus Wattebäuschen, die sie im nahegelegenen Park gefunden hatte, wirklich sehr bequem ist. Doch während sich die anderen Mäuse schnell an die sonderbaren, wiederkehrenden Geräusche gewöhnt hatten, konnte sie diese einfach nicht ausblenden! Viel zu neugierig war sie auf deren Ursprung, den sie sich einfach nicht erklären konnte.
Manchmal liegt Tocci stundenlang wach und versucht sich vorzustellen, woher die Klänge kommen. Manche von ihnen sind ganz schön laut, eine Art Pochen und Tuten, von dem einem der Kopf schwirrt. Andere Geräusche hingegen sind wirklich interessant: Manchmal hört Tocci ein zartes Klingeln wie von kleinen Metallstäben, die angeschlagen werden. Und ab und zu ein sanftes Zupfgeräusch, das fast so klingt, wie wenn ihr Vater seinen langen Schnurrbart zwirbelt und dagegen schnippt – eine Marotte von ihm. Auch das helle Lachen, das immer mit den Lauten zu hören ist, weckt bei Tocci den Wunsch der Sache auf den Grund zu gehen.
Sie beschließt also ihren besten Freund Rio zu wecken. Vorsichtig tappt sie zwischen den schlafenden Mäusen umher und passt genau auf, niemandem auf die Schnurrhaare oder den Schwanz zu treten. „Rio, wach auf!“, flüstert sie ihrem Freund leise ins Ohr und rüttelt ihn sanft. Rio schlägt die Augen auf und blinzelt sie erschrocken und verwirrt an. „Tocci, was ist los? Ist etwas passiert?“, fragt er. „Pssst, nicht so laut! Nein, es ist nichts passiert. Aber du und ich, wir werden jetzt herausfinden gehen, woher diese Geräusche kommen!“, flüstert Tocci ihm eindringlich zu. Rio sieht sie mit großen Augen an, schluckt dann heftig und nickt schließlich: „Alles klar, ich bin dabei!“.