Teil 4: Das Stimmenmodell
Vorsichtig und auf Deckung bedacht, tippeln die beiden Mäuse der Menschengruppe hinterher und gelangen in einen Raum mit vielen Gegenständen, die sie nicht kennen. „Was ist das hier?“, fragt Rio ehrfürchtig. Bevor Tocci antworten kann, beginnt der große Mensch schon zu erklären: „Willkommen in unserem Stimmenkeller! Hier seht ihr ein Modell unseres Stimmapparats. Kann mir jemand von euch sagen, was wir alles zur Stimmerzeugung benötigen?“ Die kleinen Menschen scheinen zu überlegen. Rio beginnt zu kichern und stupst Tocci in die Seite. „Was ist das denn für eine Frage? Den Mund natürlich! Wissen Menschen denn nicht wo die Stimme herkommt?“ Auch Tocci muss nun anfangen zu kichern und hält sich schnell die Pfote vor den Mund, um es zu unterdrücken. „Luft!“, ruft eines der kleinen Menschen schüchtern. „Ganz genau, wir brauchen erstmal Luft!“, stimmt der große Mensch zu. „Aber woher in unserem Körper kommt die denn?“. Ein kleiner Mensch zeigt auf seinen Brustkorb. „Das stimmt, in unserem Brustkorb ist die Lunge, da atmen wir ein und wieder aus.“, erklärt der große Mensch und zeigt auf ein großes blaues Fass vor sich. „Die Lunge seht ihr in unserem Modell hier. Wo geht die Luft denn hin von der Lunge aus?“. Ein kleiner Mensch meldet sich: „In den Hals!“. „Genau!“, stimmt der große Mensch wieder zu. „Und in unserem Hals gibt es sogar eine extra Röhre dafür, Luftröhre heißt sie und in unserem Modell ist es dieser Schlauch. Dort geht die Luft hindurch und kommt dann in unseren Mund, den wir unterschiedlich formen können, zum Beispiel zu einem O oder einem I. Deshalb gibt es in unserem Modell verschiedene Trichter, die das symbolisieren. Zwei ganz wichtige Elemente haben wir aber noch vergessen! Eines davon sind unsere Stimmbänder. Wisst ihr denn wie viele wir davon haben?“ Die beiden Mäuse haben mittlerweile aufgehört zu kichern und schauen die Menschen verständnislos an. „Stimmbänder…?“, fragt Rio unsicher. „Haben wir so etwas auch, Tocci?“ Tocci zuckt hilflos mit den Achseln. Davon hat sie noch nie gehört! Die kleinen Menschen beraten sich währenddessen und reden durcheinander. „Vier!“, ruft jemand. „Eins, glaube ich…“, sagt ein anderer Mensch. Der große Mensch lächelt und sagt: „Fast! Die Lösung liegt in der Mitte. Wir haben zwei Stimmbänder. In unserem Modell ist es allerdings vereinfacht mit einem Haushaltsgummi dargestellt. Wenn die Luft von der Lunge über die Luftröhre in den Mund gelangt, kommt sie an den Stimmbändern vorbei und versetzt sie in Schwingung beziehungsweise Vibration. So fangen die Stimmbänder dann an zu klingen. Das funktoniert aber nur, wenn die Stimmbänder gespannt sind, wie unser Gummi hier, sonst würden wir bei jedem Atemzug klingen! Ich zeige es auch mal an unserem Modell.“ Der große Mensch tritt hinter das blaue Fass an dem eine rote Plane befestigt ist. Diese zieht er raus und drückt sie dann kräftig wieder hinein. Die kleinen Menschen und die Mäuse können beobachten, wie der Luftstrom das gespannte Gummi in Schwingung versetzt und durch den Trichter ein trötender Laut ertönt. „Coooool“, sagen die kleinen Menschen und die Mäuse fast unisono. „Wusstest ihr, dass die Stimmbänder bei jedem unterschiedlich lang sind und deshalb unterschiedlich klingen?“ Die kleinen Menschen und die Mäuse schütteln den Kopf. „Lange Stimmbänder machen den Ton tiefer“, erklärt der große Mensch weiter. „und kurze Stimmbänder machen den Ton höher. Deshalb habt ihr Kinder eine höhere Stimme als eure Eltern – ihr habt einfach noch kürzere Stimmbänder!“. Der große Mensch hantiert an dem Modell herum und zeigt den faszinierten Kindern und Mäusen, wie kurze und lange Stimmbänder klingen. Dann erklärt er noch, dass die Plane unser Zwerchfell ist, das die Luft aus der Lunge nach oben presst. „Wusstest du, dass wir so etwas haben, Rio?“, fragt Tocci fasziniert und tastet ihren Bauch und ihren Hals ab. Rio schüttelt den Kopf. Gemeinsam mit den Kindern und dem großen Menschen summen sie verschiedene Töne und spüren der Vibration in ihrem Hals und der Bewegung des Zwerchfells in ihrem Bauch nach. „Ich bin echt gespannt, was wir hier noch alles entdecken können!“, wispert Rio mit einem breiten Grinsen im Gesicht.